... und deshalb gibt es von mir ein kleines Ostermärchen gratis - für alle meine treuen Fans und Märchenliebhaber. Aber ihr solltet zuvor die richtige Märchenposition einnehmen, um die Geschichte, die sich um einen ziemlich knurrigen Hasen dreht ganz entspannt genießen zu können. Was ihr zu einer Märchenposition braucht? Eigentlich nicht viel. Einen kuscheligen Platz, einen wohlschmeckenden Tee und schon kann es losgehen.
Seid ihr soweit?
Gut, dann lasst uns in die Welt der Osterhasen eintauchen.
Seid ihr soweit?
Gut, dann lasst uns in die Welt der Osterhasen eintauchen.
Der Osterhase, der keiner sein
wollte
Vor
langer Zeit, da lebte in einem Wald ein Hase, der Ostern nicht mochte. Er war
der einzige Hase im Hasendorf der das Fest um die bunten Eier verabscheute, und
sich jedes Jahr zur Osterzeit in seinem Hasenbau versteckte, um dem Bemalen der
Eier zu entgehen.
Eines Tages trug es sich zu, dass ein
starker Regen übers Hasendorf zog und alle bunt bemalten Eier wieder weiß
wusch. „Ausgerechnet zwei Tage vorm Osterfest“, jammerten die Hasen und ließen
verzweifelt ihre Ohren hängen. Die Arbeit von vielen Wochen war zerstört und
mit dem Regen weggewaschen.
„Oje, Ostern wird ausfallen“, weinte
eine der Häsinnen, die die Körbe zum Austragen der bunten Eier geflochten
hatte. Dicke Tränen kullerten über ihr pelziges Gesicht. „Was sollen wir denn
jetzt nur tun?“
Aber
keiner der Osterhasen hatte eine Antwort darauf.
„Was ihr nur jammert!“, rief einer von
Ferne. Es war der Hase, der Ostern nicht mochte. Verärgert äugte er aus seinem
Bau, geweckt vom lauten Gejammer.
„Ohne
bunt gemalte Eier ist Ostern kein richtiges Ostern und die Kinderlein auf der
Welt werden traurig sein“, riefen die Osterhasen.
„Was
ist denn schon so besonderes an bunten Eiern? Lasst sie doch einfach weiß.“
„Aber
das geht nicht“, riefen die Osterhasen. „Wie sollen die Menschen die rohen Eier
von den Ostereiern unterscheiden können, wenn sie nicht bunt sind? Und wie
sollen die Kinderlein sie auf den Wiesen und hinter Sträuchern versteckt
finden?
Der
griesgrämige Hase kratzte sich am Kopf.
„Hm,
ihr bemalt die Eier nur, um sie zu kennzeichnen?“
„Nicht
nur“, riefen die Osterhasen. „Wir malen sie in verschiedenen Farben an, die
allesamt eine wichtige Bedeutung haben. Und auch die Muster und Bilder auf den
Ostereiern sind von großem symbolischen
Wert für die Menschen. Sie stehen für Hoffnung, Natur, Lebensfreude, die Sonne,
das Licht, aber auch für Pflanzen, Tiere, Wasser, das Leben und die
Gesundheit.“
„Soso“,
stammelte der Hase erstaunt und hüpfte aus seinem Bau. Es war das erste Mal,
dass seine Hasenfüße den Bau verließen, noch ehe die Ostervorbereitungen
abgeschlossen- und alle Körbe mit bunten Eiern ausgeliefert waren. „Das heißt,
jeder Punkt und jede Welle sind wichtige Symbole?“
„Aber
ja doch“, riefen die Osterhasen. „Und nur die lieben Kinder werden von uns
damit beschenkt.“
„So
ähnlich wie Weihnachten, nur ohne Tannenbaum und Christkind?“, fragte er
interessiert und klopfte dreimal gegen seine Hasenohren vor Erstaunen. Über die
Symbolik des Festes hatte er noch nie nachgedacht. Und auch noch nie darüber,
welch wichtige Aufgabe ein jeder Hase im Dorf doch eigentlich hatte.
„Ja,
so ähnlich, nur dass wir die bunten Eier nicht in große Geschenkkartons
verpacken und mit Rentieren durch die Lüfte befördern müssen“, erwiderte die
Häsin und wischte sich eine übergroße Träne ab, die mitten auf ihre Nase
gerollt war.
„Hast
du denn eine Idee, wie wir Ostern retten können?“, fragte ein halbwüchsiges
Häschen mit traurigem Blick.
Der
Hase, der kein Osterhase sein wollte, fuhr sich grübelnd über die Stirn, setzte
seine Brille ab und zog die Augenbrauen hoch.
„Ich
glaube ja“, rief er. „Wir könnten alle Eier in eine lange Reihe legen und sie
im vorbeirennen bemalen. So könnten wir alle Ostereier bis übermorgen bunt
bemalt haben.“
„In
einer langen Reihe?“, fragten die Osterhasen des Dorfes. „Aber wie willst du
sie in eine Reihe legen, ohne dass sie wegrollen?“
„Lasst
das mal meine Sorge sein“, sagte er und verschwand im Wald.
Die
Osterhasen blickten ihm nach und tuschelten miteinander. Aber niemand vermochte
die Idee des griesgrämigen Hasen zu erraten.
Kurze
Zeit später kam er zurück, und mit ihm einige Tiere des Waldes. Zwei Rehe zogen
einen dicken Baumstamm, vier Wildschweine brachten zwei weitere. Biber, Spechte
und Eichhörnchen begannen die dicken Stämme in Form einer Rinne abzunagen, bis
kein einziger Stamm mehr rund war.
„Versteht ihr jetzt, was ich meine?“,
rief der Hase seinem Hasenvolk zu.
Ein
Raunen ging durch die Runde.
„Ah,
du hast eine Ostereier-bemal-Baumstammrinne erfunden, damit die Eier nicht
wegrollen, wenn wir sie bunt färben“, freuten sich die Osterhasen. Und auch
über das traurige Gesicht der Häsin huschte plötzlich ein Lächeln. „Du bist ein
wahrer Osterhase, kreativ und erfinderisch“, sagte sie und klatschte erfreut in
ihre Hasenpfoten.
Der
grummelige Hase spürte, wie ihm die Röte ins Fell schoss, wo er doch eigentlich
Ostern gar nicht mochte. Jedenfalls früher nicht. Denn heute hatte er etwas
Wichtiges gelernt: Ostern bedeutet nicht nur Eier bunt zu malen, sondern viel
mehr. Das Osterfest ist Frühjahrsbote, die Auferstehung Jesu und die
wundervolle Tradition, verzierte Eier als Freundschafts- und Liebesgabe zu
verschenken, je nach Religion. Und die Farben versinnbildlichen die Bedeutung
eines jeden Eies.
„An die Arbeit, ihr Osterhasen“, rief
der Hase, der jetzt gerne einer von ihnen war. „Rauf auf die Holzräder, die
Pinsel in Farbe getunkt und entlang der Ostereierrinne gefahren. Wenn jeder von
uns ordentlich in die Pedale tritt, dann können wir es schaffen und Ostern
retten.“
„Hui,
macht das Spaß“, jubelte der halbwüchsige Osterhase, während er die Punkte im
Vorbeifahren auf die Eier setzte.
Und
so machte sich das ganze Hasenvolk an die Arbeit, bis spät in die Nacht des
übernächsten Tages und rettete das Osterfest. Nach getaner Arbeit luden sie die
hilfsbereiten Tiere des Waldes ein, mit ihnen das schönste aller Feste
gemeinsam zu feiern. Sie teilten die übriggebliebenen bunten Eier unter sich
auf, tanzten und sangen dabei fröhliche Lieder, während der Specht dazu gegen einen Baum hämmernd den Takt vorgab.
Alle waren glücklich. Aber am allerglücklichsten war der Hase, der Ostern nie
gemocht hatte. Und noch heute erzählt man sich im Hasendorf die Geschichte vom
Osterhasen, der keiner sein wollte.
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